Das Projekt SuReAl - EIC
“SuReAl-EIC – Situations- und Ressourcenanalyse für die Arbeit der ‘Partnerschaft für Demokratie’ im Landkreis Eichsfeld (Thüringen)”
Im Rahmen des Projekts werden Angebote und Initiativen der letzten Jahre sowie infrastrukturelle Bedingungen der sozialen kulturellen und politischen Bildung sowie explizit demokratiepädagogische Projekte im Landkreis Eichsfeld (Thüringen) analysiert und identifiziert, in der Bedeutung und Zugänglichkeit erfasst und kritisch gewürdigt sowie Empfehlungen entwickelt, die die Qualifizierung der zukünftigen Arbeit im Landkreis anregen sollen. Das Vorhaben wird von Werner Thole, Julian Trostmann und Heike Gumz unter Mitarbeit von Lukas Schildknecht, Julia Golle, Tatjana Koplack-Bindemann und Benjamin Ulrich durchgeführt.
Demokratiefördernde Arbeit – FÜR Vielfalt und GEGEN Ausgrenzungen und Hass
Demokratiefeindliche und –skeptische, national-rechte, autoritäre, xenophobische und rechtsextreme Einstellungen und darüber motivierte Handlungen stellen seit Jahrzehnten eine Herausforderung für die Gesellschaft, die politischen Institutionen wie für die Pädagogik und Soziale Arbeit dar. Sozialwissenschaftliche Studien haben für die Bunderepublik Deutschland seit Mitte der 1980er Jahre immer wieder ein rechtsextremes Einstellungspotenzial von ca. 10% der Bevölkerung festgestellt. Bis vor nicht allzu langer Zeit konnte diesbezüglich die Einschätzung vertreten werden, dass dieses Potenzial zwar erstaunlich stabil ist, aber auf der Ebene von Parteipolitik in Parlamenten keinen wirksamen Ausdruck fand und sich auch nicht deutlich auszuweiten schien. Das hat sich in den vergangenen sechs Jahren verändert und fordert die Gesellschaft zusätzlich heraus.
In der Praxis und den Projekten der Kinder- und Jugendarbeit, aber auch in der schul- und berufsbezogenen Sozialen Arbeit – und gegenwärtig auch massiver als je zuvor wahrgenommen in Kindertageseinrichtungen – steht somit die Frage auf der Tagesordnung, welche Positionen und welche Handlungsweisen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen als nationalistisch, antisemitisch, homophob, antiziganistisch oder rassistisch einzuschätzen sind sowie mittels welcher Interventionen sich zu diesen sich verhalten werden kann. Hinzu kommt, dass inzwischen vielfältige Beiträge zu finden sind, die Fragen der Sozial- und Bildungspolitik sowie der Sozialen Arbeit aus einer rechts-nationalen Perspektive thematisieren, ohne dass die sie grundierenden rechtspopulistischen, rassistischen, autoritär-nationalen Argumentationsfiguren sogleich deutlich zu erkennen sind.
Vor diesem Hintergrund ist die Arbeit der Kolleg*innen in der Partnerschaft für Demokratie im Eichsfeld (seit 2015 in der Bundesförderung durch ‚Demokratie leben!‘, zuvor im Programm ‚Toleranz fördern – Kompetenz stärken‘) zu würdigen, die sich Einsetzen für sowie Projekte und Aktionen fördern die fokussieren auf, den Abbau von Fremdenfeindlichkeit und rechtsextremistischen und antisemitischen Tendenzen, eine starke Demokratie und deren Stärkung bspw. durch Jugendbeteiligungsstrukturen sowie eine offene, multikulturelle Gesellschaft, die durch Vielfalt und Toleranz geprägt ist.
Vorgehen
Zur Beschreibung der Situation im Landkreis werden mit Fokus auf die Ebenen Demografie, Politik und Wahlen, Kriminalität und Infrastruktur zunächst Daten (amtlicher) statistischer Erhebungen systematisiert, aufbereitet und dargestellt. Hinzugezogen werden darüber hinaus Erkenntnisse bereits vorhandener Studien und Beiträge.
Für eine tiefenexplorative und schärfende Betrachtung der Situation, aber auch vorhandener Ressourcen und potenzieller Barrieren werden Dokumente der Partnerschaft analysiert und leitfadengestützte Interviews mit verschiedenen Akteur*innen, bis hin zu Nichtnutzer*innen, durchgeführt. Dabei stehen neben den Thematisierungsweisen und Deutungen der Situation bzgl. demokratiefeindlicher und/oder –skeptischer Tendenzen auch die politische Bildung von Kindern und Jugendlichen mitsamt (kollektiv-) historischer Besonderheiten der Region ebenso im Fokus wie die Arbeit der und das Wissen um die Partnerschaft für Demokratie im Eichsfeld. Der Analyse der Interviews wie auch die dokumentenanalytische Betrachtung von Anträgen, Sachberichten und Protokollen liegt der Versuch zugrunde, in gemeinsamer Arbeit verstärkt formativ evaluierend zu agieren. Es steht somit der prozessbegleitende Charakter im Vordergrund – eine Begleitung in und für die strategische Ausrichtung der nächsten Jahre der Partnerschaft für Demokratie. Eingedenk dessen sehen wir es als unsere Aufgabe, insbesondere auf den Ebenen verwendeter Rhetoriken, Adressierungen und thematischen Schwerpunkten zu sensibilisieren, die Akquise von Nutzer*innen und Kooperationsmöglichkeiten zu unterstützen sowie die Weiterentwicklung und Nachsteuerung hinsichtlich verwaltungstechnischer Fragen und des Antragsverfahrens zu begleiten.